Typklassen und ihr günstigster Versicherungsbeitrag
Typklassen setzen sich aus der Schaden- und Unfallbilanz zusammen. Die wird für jeden Fahrzeugtyp ermittelt und spiegelt sich in der Typklasse wider. Jedes Fahrzeugmodell das in Deutschland zugelassen werden darf ist einer Typklasse zugeordnet. Die Typklasse des Automodells spielt eine wichtige Rolle bei der Kalkulation der Kfz-Versicherungsbeiträge. Wir erklären, was in die Typklassen eingeht und zeigen Ihnen, wie Sie die Typklasse für Ihr Kfz finden. Einige Autos lassen sich nämlich besonders günstig versichern.
- Typklassen wirken sich direkt auf die Versicherungsprämie aus
- Typklassen basieren auf der Unfall- und Schadenbilanz eines Fahrzeugs
- Für hohe Typklassen werden hohe Unfallzahlen und Schäden gemeldet
- Für jede Versicherung (Kfz-Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko) wird eine eigene Typklasse ermittelt
- das Typenklassenverzeichnis des Folgejahres wird am 1. Oktober veröffentlicht
Was ist die Typklasse und wozu wird sie gebraucht?
Die Typklasse des Fahrzeugs bestimmt den Kfz-Versicherungsbeitrag mit. Neben der Typklasse, den schadenfreien Jahren (SF-Klasse), dem Alter des Fahrers oder dem regionalen Standort setzt sich die Versicherungsprämie aus verschiedensten Komponenten zusammen. Berechnet werden die Typklassen, wie auch die Regionalklassen vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Der ordnet jedes der etwa 30.000 Automodelle auf dem deutschen Markt einer der Typklassen zu.
Fahrzeuge mit gleichen Daten, wie Hubraum, kW/PS, Ausstattung und Gewicht können durchaus in unterschiedlichen Typklassen landen. Steigen risikobereite Fahrer häufig in einen bestimmten Fahrzeugtyp, schnellen erfahrungsgemäß die Unfallzahlen in die Höhe. Das wiederum wirkt sich auf die Schadenbilanz und damit auf die Typklasse und die Versicherungsprämie des Fahrzeugs aus. Autos mit einem geringeren Unfall- und Schadenrisiko sind mit ihrer niedrigeren Typklasse vergleichsweise günstiger. Selbst innerhalb der Automarken können die Typklassen stark schwanken. Doch Sie können bereits vor dem Kauf die künftigen Versicherungskosten der einzelnen Modelle vergleichen.
So wird die Typklasse ermittelt
Veröffentlicht wird das neue Typklassenverzeichnis des GDV jährlich zum 1. Oktober. Die Typklasse gilt als einer der wichtigsten Faktoren bei der Berechnung des Kfz-Versicherungsbetrages.
Was die GDV bei der Zuordnung dem Fahrzeuge zu den jeweiligen Typklassen berücksichtigt ist z.B.
- wie begehrt das Fahrzeug bei Autodiebstählen ist
- wie hoch die durchschnittlichen Reparaturkosten nach einem Schaden sind
- wie häufig die Fahrzeuge dieses Herstellers und Modells in Unfälle verwickelt sind
Indirekt gehen auch die Motorleistung (hohe Motorleistung erhöht das Unfallrisiko) oder die Karosserievariante (Cabrio, SUV, Limousine) in die Berechnung der Typklasse ein. Die Karosserievariante SUV ist meist einer höheren Typklasse zugeordnet, während andere Automodelle wie der VW Polo oder der Opel Corsa bei Fahranfängern besonders beliebt sind. Bei den Kleinwagen treibt die fehlende Fahrpraxis die Unfallstatistik in die Höhe. Sogar beste Verkaufszahlen eines Modells können in einer hohen Typklasse resultieren. Eine weitere Erkenntnis aus der Statistik: Das Unfall- und Schadenrisiko sinkt, wenn sich weniger Fahrzeuge eines Modells in einem Zulassungsbezirk befinden. Neuwagen steigen in das Typklassenverzeichnis zunächst mit Durchschnittswerten zwischen 14 und 17 ein.
Welche Typklassen gibt es?
Für jedes Fahrzeug wird für seine Kfz-Versicherungsarten ein Typklassen-Wert ermittelt. Ein bestimmtes Automodell hat damit drei Typklassen: eine für die Haftpflichtversicherung, eine für die Teilkasko und eine weitere für die Vollkaskoversicherung. Die Werte in jeder Typklasse reichen von etwa 10 bis 30 Punkte. Umso höher die Punktzahl, desto größer das Risiko eines Schadensfalls. Fahrzeuge mit wenig PS/kW haben oft eine niedrigere und damit bessere Typklasse mit günstigeren Versicherungsprämien.
Für jede Versicherungsart kann sich eine andere Typklasse ergeben. Werden für ein Fahrzeugmodell etwa besonders hohe Vollkaskoschäden gemeldet, fällt seine Typklasse für die Vollkasko höher aus. In der Teilkasko, die überwiegend Wildschäden, Brände oder Glasschäden abdeckt, kann die Typklasse durchaus niedrig bleiben.
Fahrzeuge, die sich mit ihrer Typklasse abheben
Eines der Fahrzeuge mit den höchsten Typklassen (24 / 33 / 33) ist der BMW X6 M. Für den VW Golf IV 1.4 (0603/419) liegen die Typklassen für die Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko hingegen bei 16 / 13 / 10.
Wer in 2021 einen Tesla Model S fährt, wird bei der Kfz-Haftpflicht mit 33 Prozent Mehrkosten rechnen müssen. Die Versicherung steigt beispielsweise von rund 404 auf 540 Euro. Der BMW 640I Coupe Xdrive wird hingegen günstiger, denn in der Haftpflicht sinkt seine Typklasse, und die Versicherungsprämie wird um 27 Prozent günstiger.
(Basierend auf einem 45-jährigen Alleinfahrer der jährlich 15.000 km zurückliegt, in der Schadensfreiheitsklasse 5 fährt und bei der WGV versichert ist)
Die niedrigsten Typklassen haben meist die Oldtimer. Sie fahren auf der niedrigster Typklasse 10. Oldtimer-Fahrer sind besonders vorsichtig unterwegs, denn Ersatzteile gibt es kaum noch. Als Oldtimer gelten übrigens schon lange die Ente (Citroën 2CV), die legendäre BMW Isetta und der beliebte Fiat 126 A. Für Oldtimer werden besondere Versicherungstarife angeboten. Im Straßenverkehr erkennt man sie am “H”-Kennzeichen (historisch).
Übersicht der Typklassen bei der Kfz-Versicherung
Kfz-Haftpflicht | Teilkasko | Vollkasko | |
---|---|---|---|
Typklasse | 10 – 25 | 10 – 33 | 10 – 34 |
Anzahl Typklassen | 15 | 24 | 25 |
Die günstigste Typklasse ist 10 / 10 / 10: In jeder Versicherung (Haftpflicht, Teilkasko, Vollkasko) besteht das kleinstmögliche Schadens- und Unfallrisiko. Die schlechteste Typklasse ist 25 / 33 / 34.
So finden Sie die Typklasse Ihres Autos
Haben Sie bereits ein Auto können Sie die Typklassen mit der Hersteller- und Typschlüsselnummer aus dem Fahrzeugschein direkt auf der Seite des GDV abfragen. Möchten sie die Typklasse für ihr Wunschauto ermitteln, tragen Sie dort die Fahrzeugdaten ein.
So funktioniert die Suche nach der Typklasse:
- 1. HSN und TSN
Übernehmen Sie die HSN (Herstellerschlüsselnummer, vierstellig) und die Typschlüsselnummer (TSN, dreistellig) aus dem Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung Teil I) bzw. dem Fahrzeugbrief (Zulassungsbescheinigung Teil II). - 2. Suche mit den Fahrzeugdaten
Wählen Sie Marke, Modell, Baujahr, Leistung (PS/kW), Hubraum, Kraftstoff und Fahrzeugsegment (Kompakt, Cabrio, SUV) aus.
Die Typklassen sehe Sie in den drei Spalten am rechten Fensterrand. Für jede Versicherungsart (Haftpflicht, Teilkasko und Vollkaskoversicherung) wird die Typklasse angegeben. Auch die Veränderung zur Typklasse des Vorjahres (höher oder niedriger) ist ersichtlich.
Sonderkündigungsrecht bei neuer Typklasse
Ändert sich die Typklasse des Fahrzeugs steigen meist auch die Versicherungsbeiträge. Der Mitteilung der Versicherung können Sie widersprechen und von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. Damit ist ein Versicherungswechsel bereits vor dem Ende es Versicherungsjahres (31. Dezember) möglich. Das Sonderkündigungsrecht können Sie übrigens bei jeder Erhöhung des Versicherungsbeitrags geltend machen. Wie auch beim regulären Kündigungsrecht zum Ende des Jahres gilt für die Sonderkündigung eine einmonatige Kündigungsfrist. Diese beginnt mit der Bekanntgabe der Beitragserhöhung. Erhalten Sie die Rechnung oder Mitteilung zum höheren Versicherungsbeitrag beispielsweise am 30. April, kündigen Sie die Kfz-Versicherung spätestens zum 29. Mai.
Weitere Risikofaktoren im Versicherungsbeitrag
Ein wenig erinnert die Typklasse an die Testnoten der Stiftung Warentest. Auch beim Testen von Konsumgütern werden ähnliche Bewertungskriterien angelegt, die in einer Gesamtnote oder Typklasse zusammengefasst werden. Für die Beitragsermittlung ihrer Versicherungsbeiträge bewerten die Gesellschaften verschiedene Risikofaktoren mit den Daten aus der Vergangenheit:
- Typklassen
Die Ermittlung erfolgt aufgrund der Unfall- und Schadensbilanz des Automodells. Herangezogen werden die jeweils letzten drei Jahre. Eine niedrige Typklasse steht für günstigere Versicherungsprämien. - Regionalklassen
Auch die Regionalklassen werden vom GDV ermittelt. Geprüft wird beispielsweise, in welchen Städten/Zulassungsbezirken sich besonders viele Unfälle ereignen. Für jedes Fahrzeug werden die Kfz-Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko einer Regionalklasse zugewiesen. - Schadenfreiheitsrabatt
Der Schadenfreiheitsrabatt wird für die unfallfreien Versicherungsjahre des Versicherungsnehmers gewährt. Damit ist die SF-Klasse personengebunden und kann weitgehend selbst bestimmt werden – etwa durch eine passive und umsichtige Fahrweise.
Typklassen und der Versicherungsbeitrag
Typklassen bestimmen die Höhe der Versicherungsprämie mit. Sie werden für ein bestimmtes Fahrzeugmodell jährlich neu vom GDV ermittelt. Grundlage für die Typklasse ist die Unfall- und Schadenbilanz des Fahrzeugmodells. Fällt die schlecht aus, steigt auch die Typklasse an. Für jede der Kfz-Versicherungen für das Fahrzeugmodell, wie Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko ermittelt der GDV eine eigene Typklasse. Für neue Fahrzeugmodelle werden Erfahrungswerte ähnlicher Modelle zugrunde gelegt. Oft fallen diese Typklassen höher aus, können aber mit der nächsten Typklassenstatistik wieder gesenkt werden. Wer sich vor dem Autokauf zu den künftigen Versicherungskosten informieren möchte, kann die Typklassen der Fahrzeuge vergleichen.