Jährlich wird vom GDV eine neue Regionalstatistik erstellt. Die Änderungen wirken sich meist auf die Versicherungsprämie aus. Wer wohnt, wo es häufig knallt oder Autos gestohlen werden, muss bei einer Anpassung mit höheren Versicherungsbeiträgen rechnen. Ermitteln Sie Ihre Regionalklasse und prüfen Sie, ob es sich lohnt das Sonderkündigungsrecht zu nutzen. Wir zeigen, wie es geht.
Jährlich neue Regionalklassen – sparen oder zahlen
Auch die Regionalklasse bestimmt bei der Kfz-Versicherung mit. Umso niedriger sie ausfällt, desto günstiger ist für gewöhnlich der Beitrag zur Kfz-Versicherung. Doch die Regionalklasse ist nur einer von vielen Faktoren bei der Berechnung der Prämienhöhen. Selbst bei günstiger Regionalklasse kann die Kfz-Versicherung unterm Strich mehr kosten, als in einer anderen Stadt. Die Regionalklassen der Kfz-Versicherer werden jährlich neu festgelegt – verbindlich sind sie allerdings nicht. Und nicht immer hat die neue Regionalstatistik Auswirkungen auf die Höhe des Versicherungsbeitrags für die Haftlicht-, Teilkasko oder Vollkasko. Das klingt zunächst verwirrend, doch mit unserer Zusammenfassung wird der Zusammenhang klar:
- Je niedriger die Regionalklasse, desto günstiger die Versicherungsprämie.
- Die Regionalklasse wird aus der Schadensbilanz der bundesweiten Zulassungsbezirke ermittelt.
- Jede Kfz-Versicherung (Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko) kann einer anderen Regionalklasse zugewiesen sein.
- Regionalklassen werden jährlich neu festgelegt.
- Sonderkündigungsrecht bei höherem Versicherungsbeitrag.
Wie viel teurer wird die Versicherung?
Der tatsächliche Beitrag zur Kfz-Versicherung setzt sich aus sehr unterschiedlichen Faktoren zusammen. Nicht nur die Regionalklassen, sondern auch die Typklasse des Autos, die Schadenfreiheitsklasse des Fahrzeughalters, die Anzahl der Fahrer und die jährliche Fahrleistung spielen eine Rolle. Die Regionalklasse spiegelt in dieser Kalkulation die Anzahl der Unfälle im Zulassungsbezirk wider – verglichen mit dem Bundesdurchschnitt. Wohnen Sie dort, wo es häufig kracht, ist mit einem Anstieg der Versicherungsbeiträge zu rechnen. Im Grenzgebiet ist die Zahl der Autodiebstähle höher und das findet man in den dortigen Regionalklassen der Teilkaskoversicherung wieder.
Die jährliche Regionalstatistik bringt es an den Tag: Sind es die hohen Unfallzahlen der Stadt, die vielen Diebstähle oder die Personenschäden? Bei den neuen Regionalklassen werden beispielsweise auch lokale Unfallschwerpunkte mit überdurchschnittlichem Schadenaufkommen berücksichtigt. Viele Versicherer reagieren darauf mit einer Beitragserhöhung, doch auch eine Senkung bei den Versicherungstarifen ist möglich. Da die Regionalklassen keine verbindliche Vorgabe für die Versicherungsgesellschaften darstellen, kann sich ein regelmäßiger Versicherungsvergleich auszahlen.
Schadenfrei im Norden, unfallträchtig in Berlin
Die günstigsten Regionalklassen hat der Norden – das ist nicht neu. Die besten Schadenbilanzen konnten in 2019 die Bundesländer Brandenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern vorlegen. In Stadtgebieten sind die Regionalklassen meist hoch. Eine besonders schlechte Schadenbilanz wurde in den vergangenen Jahren Berlin ausgestellt: Dort gab es etwa 30 Prozent mehr Schäden als im Bundesdurchschnitt. Einige der bayerischen Regionen haben ebenfalls das Potenzial, ihre Schadenbilanz zu verbessern. Müssen Sie plötzlich mehr für Ihre Versicherung zahlen? Bei einer Beitragserhöhung können Sie jederzeit zu einem anderen Kfz Versicherer wechseln.
Ab wann gelten die neuen Regionalklassen?
Einmal jährlich ermittelt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die neuen Regionalklassen für das kommende Jahr. Dabei werden die rund 400 Zulassungsbezirke des Landes neuen Regionalklassen zugeordnet. Die Neuberechnung der Regionalklassen ist mit der Veröffentlichung der erstellten Regionalstatistik sofort gültig und kann für Neuverträge angewendet werden. Für bestehende Kfz-Versicherungsverträge gilt sie ab dem 1. Januar des Folgejahres. Die Regionalklassen des GDV sind für die Versicherungsgesellschaften nicht verbindlich. Jede Versicherung kann eigene Modelle entwickeln und anwenden, um das Schadensrisiko eines Zulassungsbezirkes oder Wohnortes zu kalkulieren.
Bei den jährlichen Regionalklassen-Anpassungen ergeben sich für viele der Versicherten Änderungen: Für die einen wird die Kfz-Haftpflichtversicherung günstiger, für die anderen beispielsweise die Kfz-Vollkasko teurer.
Die Schäden im eigenen Bezirk
Um die neuen Regionalklassen zu berechnen werden die Schadenbilanzen der Zulassungsbezirke zugrunde gelegt. Pro Regionalklasse wird ein versicherungsmathematischer Indexwert ermittelt. Liegt er unter 100, dem Bundesdurchschnitt, ist die Schadenbilanz in der Region besser als im Rest des Landes. Ist der Regionalindex höher als 100, gab es im Regionalbezirk mehr Unfallschäden. Die schlechtere Schadenbilanz kann sich auf die Höhe von Haftpflicht und Kasko auswirken. Da sich der Beitrag zur Autoversicherung jedoch aus anderen vielen Faktoren zusammensetzt, kann trotz einer schlechteren Regionalklasse der Beitrag im neuen Jahr sinken.
Welche Regionalklassen gibt es?
Jede Ihrer Kfz-Versicherungen, wie Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko, kann einer anderen Regionalklasse zugeordnet sein:
- Vollkasko: 9 Regionalklassen
- Teilkasko: 16 Regionalklassen
- Haftpflicht: 12 Regionalklassen
Ihre Berechnungsweise erfordert die Zuordnung der verschiedenen Kfz-Versicherungen zu unterschiedlichen Regionalklassen: Bei der Kfz-Haftpflicht werden die an geschädigte Dritte gezahlten Versicherungsleistungen ermittelt. Bei der Vollkasko sind die Versicherungszahlungen nach selbstverschuldeten Unfällen enthalten. Zu den Teilkaskoschäden gehören hingegen Autodiebstähle, Glasschäden, Wildunfälle, Schäden durch Naturereignisse und Fahrzeugbrände.
Fragen Sie Ihre eigene Regionalklasse direkt auf der Seite des GDV ab: dieversicherer.de
Die Regionalstatistik 2021 – nicht viel Neues auf den Straßen
Mit der im Herbst 2020 veröffentlichten Regionalstatistik ändert sich für die Mehrheit der Autofahrer nichts. Der GDV ermittelte für die 413 Zulassungsbezirke des Landes neue Regionalklassen. Im Ergebnis blieben 317 Zulassungsbezirke in ihrer alten Regionalklasse. 48 Bezirke können sich über günstigere Tarife freuen, weitere 48 Bezirke müssen mehr zahlen. Städten führen die hohen Schadenbilanzen nach wie vor an, doch gibt es regionale Unterschiede. Bei der Berechnung der neuen Regionalklassen geht die GDV wie folgt vor:
- 1. Ermitteln der Schadenbilanz
- 2. Schadenbilanz in einen Indexwert umrechnen
- 3. Indexwert einer Regionalklasse zuordnen.
Haben Sie eine niedrige Regionalklasse, spricht die für ein umsichtiges und vorausschauendes Fahren in Ihrem Zulassungsbezirk.
Mit dem Sonderkündigungsrecht zur neuen Versicherung wechseln
- Sonderkündigung bei neuer Regionalklasse
- Sonderkündigung bei Beitragserhöhung
- Sonderkündigung im Schadensfall
Hat sich Ihre Regionalklasse geändert und damit der Versicherungsbeitrag erhöht, haben Sie ein Recht auf Sonderkündigung. Üben Sie das Sonderkündigungsrecht aus, können Sie sofort zu einer günstigeren Versicherung wechseln. Das Sonderkündigungsrecht gilt nur, wenn sich die Regionalklasse des bisherigen Zulassungsbezirks geändert hat. Zieht etwa der Zulassungsbezirk in einen anderen um und ändert sich dadurch Ihre Regionalklasse, kann nicht vorzeitig gekündigt werden.
Ohne Sonderkündigungsrecht ist der Stichtag zum Kündigen der Altversicherung der 30. November eines jeden Jahres. Das entspricht dem in den Versicherungsbedingungen genannten “zum Ablauf des Versicherungsjahres mit einer Frist von einem Monat”. Wird diese Kündigungsfrist verpasst, verlängert sich der Vertrag automatisch um ein weiteres Jahr. Das Versicherungsjahr läuft vom 1. Januar bis zum 31. Dezember, auch wenn der Vertrag erst im Oktober abgeschlossen wurde. Prüfen Sie, ob sie einen Versicherungsvertrag mit unterjähriger Laufzeit haben und auf besondere Kündigungsfristen achten müssen: Beginnt der Vertrag beispielsweise am 1. August und endet unterjährig am 31. Juli des folgenden Jahres, müssen Sie spätestens bis zum 30. Juni kündigen.
Regionalklassen belohnen unfallfreies Fahren
Mit der jährlichen Neuberechnung der Regionalstatistik ergeben sich auch Chancen: einige werden mehr zahlen müssen, andere weniger, doch für die meisten bleiben die Versicherungsbeiträge erfahrungsgemäß gleich. Bei den Regionalklassen wird für jeden Zulassungsbezirk eine Schadenbilanz ermittelt, die mit dem Bundesdurchschnitt verglichen wird. Sind die Schäden höher, wird die Regionalklasse angehoben und damit steigen meist auch die Versicherungsbeiträge. Wer will, kann sich dann mit einer Sonderkündigung des alten Vertrages einen neuen Versicherungsanbieter suchen. Doch es gibt noch andere Möglichkeiten, mit einer sicheren und unfallfreien Fahrweise zu sparen. Wer sich für einen vorsichtigen und umsichtigen Fahrer hält, kann sich die Telematik-Tarife der Versicherungsgesellschaften anschauen. Bei den Telematik-Kfz-Versicherungen geht die Fahrt mit Smartphone und einem Sticker an der Windschutzscheibe los. Gute Fahrer erhalten günstigere Prämien und das ist nicht nur für Fahranfänger mit teuren Schadenfreiheitsklassen interessant.
Umsichtige Fahrer können sich weitere Vergünstigungen sichern
Die Regionalklassen spielen in der Kfz-Versicherung eine wichtige Rolle. Doch sie sind nicht allein für die Höhe des Versicherungsbeitrags verantwortlich. Viele weitere Kriterien bestimmen bei der Autoversicherung den Preis: Wieiviele personen nutzen das Fahrzeug, wie alt sind diese und wie viel Kilometer werden jährlich zurückgelegt. Die Vielzahl der Faktoren lässt sich kaum überblicken. Mit einem Versicherungsvergleich lässt sich schnell der günstigste Anbieter für den eigenen Wohnort und den Fahrzeugtyp ermitteln. Es lohnt sich, denn auch die Versicherungsgesellschaften ändern häufig ihre Kriterien, um den Beitrag zu berechnen. Wer gestern günstig war, kann sich im nächsten Jahr als teuerste Kfz-Versicherung herausstellen. Es zahlt sich aus, die Angebote für die Kfz-Versicherung zu vergleichen.