Gewerbliche KFZ-Versicherungen richten sich an Unternehmen, die ihren Arbeitnehmern Autos zur beruflichen Nutzung zur Verfügung stellen. Weiterhin greift die unternehmerische KFZ-Versicherung ein, wenn ein Unternehmen mit einer eigenen “Flotte” Waren transportiert, die nicht mit der Bahn oder anderen Speditionsunternehmen unterwegs sein sollen. Welche Unterschiede es zu einer privaten KFZ-Versicherung gibt, zeigen die Beispiele.
Wer sich mit Autos im beruflichen Umfeld beschäftigt, sollte den Unterschied zwischen einem geschäftlichen und einem gewerblichen KFZ-Versicherungs-Tarif kennen. Obwohl die meisten Versicherungen die Nutzung des Kraftfahrzeugs in den Versicherungsverträgen nuancieren, gilt: Wird ein Fahrzeug für geschäftliche Fahrten genutzt, fällt es nicht unter den gewerblichen KFZ-Versicherungs-Tarif. Wird durch ein Fahrzeug Geld verdient, fällt es in den Schutz der gewerblichen KFZ-Versicherung. Allerdings sind die Grenzen der Definition sehr ungenau und variieren von Fall zu Fall. Wer sich jedoch mit der Materie beschäftigt, sollte sich vorab fragen, wie die Rahmenbedingungen für den neuen Versicherungsschutz sein sollen.
Als Beispiel kann hierbei die Deutsche Post bzw. deren Paket-Tochter DHL angebracht werden. Der Logistik-Riese verdient durch die gelben Transporter Geld. Die Deutsche Post nutzt Fahrzeuge gewerblich und hat damit auch Anspruch auf einen gewerblichen KFZ-Versicherungstarif. Anders sieht es zum Beispiel bei einem freiberuflichen Fotografen aus. Dieser benutzt sein Fahrzeug zwar, um einen Zielort zu erreichen, verdient sein Geld aber primär mit der Aufnahme und Entwicklung von Fotografien. Eine gewerbliche KFZ-Versicherung kommt in diesem Fall nicht in Frage. Freiberufler “fahren” besser, wenn sie eine private KFZ-Versicherung abschließen und den Leistungsumfang erhöhen.
Ab welcher Flottengröße eignet sich eine gewerbliche KFZ-Versicherung?
Grundsätzlich gilt: Je größer ein Unternehmen, desto dringlicher wird der Abschluss einer gewerblichen KFZ-Versicherung. Benötigt das Unternehmen dringend Dienstfahrzeuge, die noch dazu von unterschiedlichen Personen genutzt werden, ist der Abschluss einer gewerblichen Auto-Versicherung notwendig.
Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch auch, dass bereits zwei Fahrzeuge in einem Unternehmen im Rahmen einer gewerblichen KFZ-Versicherung abgesichert werden können. Da die Unternehmens-Versicherungen jedoch häufig kostenintensiver sind, gilt es zu überlegen, ob wirklich alle Mitarbeiter für die Nutzung der Fahrzeuge einzutragen sind; oder ob der Einsatz eines individuellen Dienstwagens nicht sinnvoller ist.
Wirklich interessant wird die gewerbliche KFZ-Versicherung für Fuhrunternehmen wie Speditionen oder Kurierdienste. Diese müssen im Rahmen einer gewerblichen Versicherung nicht jedes Fahrzeug und jede Fahrzeugklasse einzeln absichern. Stattdessen wird ein Flottenvertrag abgeschlossen, der alle Fahrzeuge pauschal abdeckt. Für den Versicherungsnehmer (das Unternehmen) entsteht ein geringerer Bürokratie-Aufwand und die Absicherung ist klar geregelt. Sonderfälle für einzelne Fahrzeuge gibt es im Flottenvertrag nicht – alle KFZ profitieren von der gleichen Police.
Welche Führerscheinklassen werden in der gewerblichen KFZ-Versicherung unterstützt?
Die gewerbliche KFZ-Versicherung macht keinen Unterschied, ob es sich um einen klassischen Führerschein der Klasse B oder um einen Führerschein der Klasse L für Zugmaschinen hält. Alle Fahrberechtigungen, die offiziell erworben werden können, werden in der gewerblichen KFZ-Versicherung abgedeckt. Dadurch wird die Absicherung auch für spezielle Fuhrunternehmen interessant, die abseits der Autobahnen unterwegs sind.
So können heutzutage auch Pizza-Lieferdienste oder Unternehmen mit S-Pedelecs ihre Motorroller oder Elektro-Fahrräder absichern, wenn verschiedene Personen diese nutzen.
Aber Achtung: Die gewerbliche KFZ-Versicherung gilt, wie der Name schon sagt, nur für Fahrzeuge, die mit einem Nummernschild für den Straßenverkehr ausgestattet sind. Pedelecs ohne Nummernschild, die maximal 25 Kilometer pro Stunde fahren, sind in der Versicherung nicht inkludiert. Auch die heutzutage weit verbreitete Möglichkeit des Leasings eines Dienstfahrrads fällt nicht unter die Absicherung der gewerblichen KFZ-Versicherung.
Welche Schäden werden über eine gewerbliche KFZ-Versicherung abgedeckt?
Die Details der versicherten Schadensfälle richtet sich je nach Umfang der Versicherungs-Police. Grundsätzlich gilt jedoch, dass in der speziellen Versicherung nicht nur Schäden am Fahrzeug, sondern auch Personenschäden und Schäden an Gegenständen inkludiert sind. Ein Beispiel: Ein Paketfahrer befindet sich im Stadtverkehr. Beim Parken in der zweiten Reihe bekommt er den Rückwärtsgang nicht richtig in das Getriebe. Sein Transporter gerät außer Kontrolle und fährt ruckartig zurück. Bei diesem ungewollten Manöver rammt der Transport-Fahrer ein stehendes Auto, in dem eine Person sitzt. Die Person klagt nach dem Zusammenstoß über Nackenschmerzen. An beiden Autos entsteht ein Sachschaden. Gleichzeitig muss ein Ersatzfahrzeug angefordert werden, das die restlichen Pakete ausliefert.
In diesem Fall springt die gewerbliche KFZ-Versicherung in vollem Maße ein: Sie übernimmt sowohl die Kosten für die Schäden am Auto als auch an Personen und Gegenständen. Allerdings ist zu beachten, dass die Versicherung nicht schützt, wenn sich die geschädigte Person im stehenden Fahrzeug dazu entschließt, auf Schmerzensgeld zu klagen. Zwar übernimmt die gewerbliche KFZ-Versicherung die Krankenkassenkosten, für etwaige Prozesskosten muss der Fahrer oder das Unternehmen jedoch selbst aufkommen.
Einen Sonderfall stellt der Transport von Gefahrgut dar. In diesem Fall muss bei vielen Versicherungen eine Klausel für Umweltschäden abgeschlossen werden. Diese schützt das Unternehmen davor, bei kontaminierten Böden oder Gewässern in Regress genommen zu werden.
Was ist der Unterschied zu einer privaten KFZ-Versicherung?
Wie bereits in den vorangegangenen Fragen aufgegriffen, unterscheidet sich die gewerbliche KFZ-Versicherung primär in den Nutzungsrechten. Während private KFZ-Versicherungen sowohl das Auto als auch den Fahrer zur Berechnung der Police durchleuchten, steht bei der gewerblichen KFZ-Versicherung das Auto und deren Nutzung im Fokus. Für die Versicherung ist es in diesem Fall wichtig, wie viele Kilometer das Auto laufen wird, wo es zum Einsatz kommt und wie viele Fahrer Zugriff auf das Auto haben.
Ebenfalls keinen Unterschied macht die gewerbliche KFZ-Versicherung zwischen den Altersstrukturen der Fahrer. Während bei privaten Auto-Absicherungen das Alter des Fahrzeughalters eine gewichtige Rolle spielt, kann die unternehmerische Versicherung nicht genau definieren, wie alt die Fahrer sein werden und den Faktor nicht in die Berechnung einbeziehen. Stattdessen wird jedes Fahrzeug mit einer Pauschale versichert, die Schäden durch jeden Fahrer abdeckt.
Während bei privaten Fahrzeugen häufig eine Teilkasko-Versicherung abgeschlossen wird, setzen gewerbliche KFZ-Versicherung fast ausschließlich auf Vollkasko. Der Hintergrund ist klar: Schäden, Diebstähle und Vandalismus an den Dienstfahrzeugen werden in vollem Maße durch die Versicherung ersetzt beziehungsweise bezahlt. Der Versicherungsnehmer muss sich bei keinerlei Schäden Gedanken über mögliche eigene finanzielle Aufwendungen zu machen. Weiterhin ist anzumerken, dass sich Vollkasko-Versicherungen fast immer bei Neuwagen lohnen. Da die Leasing-Verträge von Fuhrunternehmen meistens für drei Jahre abgeschlossen werden oder primär auf Neuwagen gesetzt wird, ist der Abschluss des kostenintensiveren Gesamtschutzes ratsam.
Lohnt sich eine gewerbliche KFZ-Versicherung auch für Landwirte?
Die Antwort auf die Frage muss je nach Versicherung beantwortet werden. Einige Versicherungsunternehmen bieten eine Kleinflotten-Absicherung an. In dieser können ab drei Fahrzeuge bis zu 15 Fahrzeuge auf einen Versicherungsnehmer vereint werden. Dieser profitiert beim Abschluss der gewerblichen KFZ-Versicherung vom Schadensfreiheitsrabatt. Wer also unfallfreies Fahren vorweisen kann, kann sich über niedrigere Beiträge freuen. Gleichzeitig muss der Versicherungsnehmer nicht jedes Fahrzeug einzeln absichern, sondern kann einen Betrag entrichten, in dem der gesamte KFZ-Versicherungsschutz enthalten ist. Aus diesem Grund eignet sich die Kleinflotten-Absicherung besonders gut für Landwirte oder kleinere Fuhrunternehmen.
Fazit zur gewerblichen KFZ-Versicherung: Die gewerbliche KFZ-Versicherung stellt eine unbürokratische und dennoch komplexe Möglichkeit dar, um eine Vielzahl von Fahrzeugen zu versichern. Für Unternehmen mit Dienstfahrzeugen eignet sie sich, da nicht die einzelnen Fahrer, sondern nur das Fahrzeug an sich versichert wird. Gleichzeitig deckt die Versicherung mit Vollkasko alle Schäden an den Fahrzeugen ab und sorgt auch bei Vandalismus oder Diebstahl für schnellen Ersatz. Am sinnvollsten ist die Versicherung jedoch für die Arbeitnehmer, die die Firmenwagen ohne Angst vor Ersatzansprüchen nutzen und sich voll auf ihre Arbeit konzentrieren können. Aus diesem Grund ist die gewerbliche KFZ-Versicherung die erste Wahl, wenn viele Fahrzeuge in einem Unternehmen pauschal versichert werden sollen.